Weltgeschichte

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Die ewige Stadt steht in Flammen

Brände waren im antiken Rom keine Seltenheit. Bereits unter Kaiser Augustus kamen organisierte Löscheinheiten zum Einsatz. Aber dem flammenden Inferno, das in der Vollmondnacht vor den Augen Kaiser Neros wütete, standen die Hilfskräfte machtlos gegenüber. Das Feuer breitete sich in Windeseile in alle Himmelsrichtungen über die gesamte Metropole aus. 6 Tage lang stand Rom in Flammen, denn in den engen Strassen sprang das Feuer schnell auf die Holzhäuser über. In Panik verliessen die Römer ihre Stadt. Tausende wurden Obdachlos oder wurden Opfer der verheerenden Flammen. Von den 14 Stadtteilen Roms blieben nur vier von dem Brand verschont, hunderte von Wohnhäusern brannten nieder, auch der Kaiserpalast wurde zerstört. Vom Ausmass des Flammenmeers überwältigt organisierte Kaiser Nero Hilfsmassnahmen, um Plünderungen, Hungersnot und Epidemien vorzubeugen. Er liess Notunterkünfte einrichten und die Obdachlosen mit Getreide versorgen.

Nach der Löschung des Brandes plante Nero den Wiederaufbau der Stadt. In nur vier Jahren Bauzeit entstand das neue Rom. Er liess breite Strassen anlegen, die neuen Gebäude wurden aus Stein statt aus Holz errichtet. Für sich selbst liess er einen prunkvollen Palast, das «Goldene Haus», anlegen.

Währenddessen hielt sich das Gerücht in Rom, Nero selbst habe den Brand legen lassen, um die Stadt grossartiger wieder aufbauen zu können. Ausserdem habe Nero während des Brandes zum Klang seiner Lyra Gedichte über den Fall Trojas zitiert. Um dem Verdacht zu begegnen und der aufgebrachten Öffentlichkeit einen Sündenbock zu liefern, bezichtigte Nero die Christen der Brandstiftung. Damit löste er die erste überaus grausame Christenverfolgung aus.

Claudius Drusus Germanicus Caesar (Nero)

Claudius Drusus Germanicus Caesar (15.12.37 - 9.6.68)Nero ist die wohl schillerndste Persönlichkeit des alten Roms. Und die umstrittenste. Auf der einen Seite wird Nero als mordgierig und pervers dargestellt. Als Kaiser, der Rom niederbrannte und dazu Freudengesänge anstimmte und der die Christen blutrünstig verfolgte. Der Antichrist in Person.
Auf der anderen Seite zeichnet sich ein sehr viel differenzierteres und moderateres Bild ab. Natürlich war auch er ein Mörder – welcher römische Kaiser war das nicht? – aber er war nicht der Antichrist. Und er hat vermutlich auch nicht Rom angezündet.

Nero wurde am 15. Dezember 37 n.Chr. geboren. Ohne den extremen Ehrgeiz seiner höchst umstrittenen Mutter Agrippina wäre er niemals Kaiser geworden. Im Jahre 49 heiratete Agrippina ihren Onkel, den römischen Kaiser Claudius I., und überredete ihn, seine 8-jährige Tochter mit ihrem 12-jährigen Sohn Nero zu verloben, die er 53 n.Chr. dann heiratete. Damit nun nichts mehr Neros Thronbesteigung im Weg stand, vergiftete Agrippina ihren Gatten, der am 12. Oktober 54 starb. Einen Tag später war der erst siebzehnjährige Nero Kaiser.

Für Krieg und Militär hatte Nero nichts übrig. Er wollte sogar verbieten, dass die Gladiatorenkämpfe bis zum Tod ausgefochten wurden. Der Plan scheiterte aber am Blutdurst des Volkes. Vielmehr mochte Nero Kunst und Kultur. Er liebte öffentliche Auftritte als Künstler und Rennfahrer. Er schaffte aber auch drückende Steuern ab, verschenkte Schiffe, Grundstücke und ganze Häuserblocks. Damit folgte er seiner Überzeugung: Geld hat nur dann einen Sinn, wenn man es verschwenderisch ausgibt.

Trotz allem war Nero auch ein Mörder. Nachdem er bereits seinen Stiefbruder und Gegner Britannicus hatte vergiften lassen, ermordete er seine Mutter Agrippina, mit der er angeblich auch geschlafen haben soll, und seine Frau Octavia, damit er seine Geliebte Poppaea heiraten konnte. Nach Poppaeas Tod – sie starb an Schwangerschaftskomplikationen – heiratete er Statilia Messalina, nachdem er ihren Ehemann hatte hinrichten lassen. 68 n.Chr. erhoben sich die gallischen und spanischen Legionen zusammen mit der Prätorianergarde gegen Nero und zwangen ihn zur Flucht aus Rom. Nachdem ihn der Senat zum Staatsfeind erklärt hatte, beging er am 9. Juni 68, 31-jährig, in einer Villa bei Rom Selbstmord.