Weltgeschichte

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Die Entdeckung des Penicillins

Die Entdeckung des Penicillins beruht, wie so oft bei den grossen und wichtigen Entdeckungen, auf einen Zufall.

Bereits im Jahr 1871 bemerkte der englische Wissenschaftler Joseph Lister, dass Schimmel auf Käse oder Früchten das Wachstum von Bakterien abschwächt. Er mass dieser Beobachtung aber wenig Bedeutung bei und setzte seine mikrobiologischen Arbeiten über die heute nach ihm benannten Stäbchenbakterien (Listeria) fort.

1928 beschäftigte sich Alexander Fleming mit der Erforschung von Staphylokokken (Eitererreger). Diese Erreger lösen Wundinfektionen aus, die in damaliger Zeit häufig zu Amputationen oder gar zum Tode führten. Flemings Absicht war es, einen Impfstoff gegen Wundinfektion sowie andere, häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheiten zu finden.

Entdeckung des PenicillinsIm September 1928 entdeckte er bei seinen Bakterienkulturen eine durch den Schimmelpilz ‹Penicillium notatum› rein zufällig verunreinigte Probe, die er wegwerfen wollte. Es fiel ihm aber auf, dass rings um den Schimmelpilz eine Zone lag, in der keine Bakterien wuchsen.

Er interessierte sich für das Phänomen und stellte weitere Versuche an. Dabei fand er heraus, dass der Pilz eine Substanz produzierte, die gegen eine Reihe von Bakterienarten tödlich wirkte. Bemerkenswert war aber, dass diese Substanz, Penicillin genannt, die weissen Blutkörperchen nicht angriff und für Tiere ungiftig war.

Am 10. Mai 1929 reichte er seine Ergebnisse der Entdeckung in der Fachzeitschrift «British Journal of Experimental Pathology» ein, die im darauffolgenden Juni publiziert wurden. Darin deutete Fleming auch vorsichtig an, dass Penicillin sich als Medikament eignen könnte. Seine Veröffentlichungen fanden aber zunächst kaum Beachtung. Erst 1939 interessierten sich Howard Walter Florey und Ernst Boris Chain für das Penicillin. Chain gelang es, Penicillin aus der Kulturflüssigkeit, in der man die Schimmelpilze züchtete, zu extrahieren und zu reinigen. Am 24. August 1940 fand ein Tierversuch an 50 Ratten statt, die mit einer tödlichen Dosis Streptokokken infiziert wurden. Die Hälfte von ihnen erhielt Penicillin und nur eine von ihnen starb. Die Ratten, die kein Penicillin erhalten haben, starben innerhalb weniger Stunden.

Am 12. Februar 1941 wurde der erste Patient mit dem gewonnenen Penicillin behandelt. Es handelte sich um einen 43-jährigen Londoner Polizisten, der sich beim Rasieren geschnitten und durch Infektion der Wunde eine Blutvergiftung erhalten hatte. Nach 5 Tagen Behandlung war das Fieber verschwunden, die Penicillinvorräte waren jedoch aufgebraucht und die Behandlung musste abgebrochen werden. Einen Monat später verstarb der Mann.

Schimmelpilze in der Antike

Es gab schon lange vor Alexander Flemings Entdeckung Mediziner, die auf die heilende Wirkung des Schimmels vertrauten. In der Antike und im Mittelalter legten Chirurgen schimmelige Lappen auf die Wunden, um Infektionen zu verhindern. Diese Art der Therapie passte aber nicht in das moderne Verständnis von Hygiene und das Wissen über die Schimmeltherapie ging deshalb verloren.