Schweizer Geschichte

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Spanische Grippe

 

Pandemie

Grippeviren (Influenzaviren) verursachen in der Bevölkerung seit Jahrhunderten regelmässig lokale Epidemien und von Zeit zu Zeit grosse weltweite Pandemien. In den Jahren 1918 bis 1920 forderte ein neuartiges Influenzavirus (Grippevirus) weltweit zirka 25 Millionen Menschenleben. In der Schweiz erkrankte damals rund ein Viertel der Bevölkerung, etwa 25’000 Personen starben – die meisten von ihnen im denkwürdigen November 1918.

Der erste Weltkrieg war noch nicht zu Ende, da traf die Menschheit diese neue, nicht für möglich gehaltene Katastrophe. Anfangs März 1918 wurden in Spanien die ersten Todesfälle registriert (daher der Beiname «Spanische Grippe»). Die Influenza verbreitete sich rasend schnell – innerhalb von nur gerade 4 Monaten erreichte sie nahezu jeden Winkel der Erde. Es wird vermutet, dass über 500 Millionen Menschen daran erkrankten.

Im August desselben Jahres flaute die Grippewelle überall auf der Welt ab. Schon meinte man, es überstanden zu haben. Aber da kam die Grippe, diesmal ausgehend von Frankreich, mit verheerender Gewalt zurück. Abermals übertrug sie sich sehr leicht von Mensch zu Mensch und wieder ging sie in kurzer Zeit um den ganzen Erdball. Diesmal aber war sie ungleich tödlicher als die erste Welle.

Grippe-VirusÜber die Ursachen wurde gerätselt. Noch nie war eine Epidemie mit solcher Wucht aufgetreten. So gab es zahlreiche Vermutungen über die Herkunft der so genannten «Spanischen Krankheit». Unter anderem wurden Giftgasrückstände aus Kriegswaffen verdächtigt. Doch ihr ansteckender Charakter sprach deutlich für eine Infektionskrankheit. Zu jener Zeit war das Grippevirus noch nicht entdeckt. Man hielt fälschlicherweise ein Bakterium, den Pfeiffer’schen Influenzabazillus für den Erreger der Grippe. Da dieser Keim sich jedoch nur unregelmässig bei den Erkrankten finden liess, wurde bezweifelt, dass er tatsächlich schuldig wäre. Die Theorie von einem unsichtbaren Virus kam auf, konnte aber noch nicht bewiesen werden.

Weitere Pandemien

Die nächste verheerende Pandemie nahm 1957 ihren Ausgang von Asien (Asiatische Grippe). Allein in den USA und Grossbritannien erlagen ihr etwa 100’000 Menschen (Weltweit starben rund 1 Million Menschen). Ebenfalls aus Asien breitete sich 1968-69 die Hongkong-Grippe aus, die wiederum über 1 Million Menschenleben forderte.

1977 folgte die Russische Grippe und 1998 löste ein Vogelgrippevirus grosse Besorgnis aus. In Hongkong erkrankten 18 Menschen daran, 6 von ihnen starben. Millionen von Hühnern und Enten wurden in Hongkong geschlachtet. Eine weitere Ausbreitung der Seuche konnte dadurch verhindert werden.

Nebst den grossen Pandemien treten jährlich kleinere und mittlere Epidemien auf, die z.B. in der Schweiz zwischen 1969 und 1985 für 12’000 Todesfälle verantwortlich waren.